Roadtrip mit Mama 2019 – Teil 2

Halbverdecktes lachendes Gesicht zwischen bunten Plasikbällen

Mama im Bällebad, ein Blauwal in Originalgröße, das Wiedersehen am Strand: Unsere schönsten Roadtrip-Momente an der polnischen Ostsee lasse ich gern revue passieren. Gerade jetzt, wo der Sommer zwar nochmal heiß wird, sich aber doch allmählich gen Herbst verabschiedet.

Tag 4 – Weiter geht die Reise

Am Vormittag ist packen angesagt. Mein großes Kind hilft kräftig mit, sammelt Stangen ein und faltet sie zusammen. Eigentlich wollte ich nach Leba. Nach dem Blick auf Google Maps ist schnell klar, dass wir keine dreieinhalb Stunden im Auto verbringen werden.

Nachdem alles gepackt ist und der Spielplatz verabschiedet wurde, geht es durch die schönen Mischwälder direkt auf der 102 entlang weiter gen Osten, das Meer immer zu unserer Linken.

Meine Idee war, spontan an einem entlegenen Strand zu halten und sich abzukühlen. Tja, entlegen wird es nicht. Mitten im Ferienort Dzwinów halten wir und juckeln an den Strand. Dort wird erstmal gekotzelt: Das Rumgerfahre und den ganzen Reisestress lässt mein Sohn kurzerhand raus. Wir bleiben trotzdem zwei Stündchen, dann gehts weiter.

Pogorzelica ist das Ziel. Ich mag den Namen und der Ort sieht schön klein aus. Ist er auch. Wir finden mit Camping Cora einen einfachen Campingplatz mit etwas in die Jahre gekommen Häusern, einem Gemeinschaftssaal, der mich an Kindheitsferienlager aus Nach-DDR-Zeiten erinnert und einen sehr herzlichen Zeltwart. Das ganze kostet mit Auto, Zelt, Kind und Mama 10 Euro pro Tag. In der Hauptsaison. Super!

Abends entdecken wir noch den Hüpfpark – das sind 4 Hüpfburgen, Bälleparadies, ein kleiner Pool mit Mini-Tretbooten und Trampolin für Kinder, was für einen Eintritt von ungefähr 5 Euro den ganzen Tag genutzt werden kann. Dann schlendern wir durch den beschaulichen Ortskern und die kleine Strandpromenade mit vielen Restaurants und Nippes-Ständen entlang. Zum Abendbrot gibts dann Fisch (Mama) und Pizza (Sohn). Wobei ich mir auch die halbe Pizza Margherita einverleibe, da der werte Herr mit 2 Pizzarändern zufrieden scheint und den Rest verschmäht… Essensvorlieben eines 4-Jährigen… nun ja.

Tag 5: Ein paar Zentimeter Sandstrand

Heute haben wir nichts geplant außer: Baden! Wir wollen am Strand rumgammeln und den Sommer genießen.

Weit latschen müssen wir nicht: Keine 500 Meter vom Zeltplatz entfernt beginnt der Strand. Trotz der dicht an dicht gedrängten Massen finden wir noch ein Fleckchen im Schatten. Den Tag verbringen wir mit Sandburgen bauen, kreischend in die Wellen hüpfen und Eis essen. Zum Mittag gibts die andere halbe Pizza und Melone.

Abends gucken wir zu, wie die Sonne hinterm Horizont verschwindet. Die Sonnenuntergänge sind hier jeden Tag anders und verzaubern uns immer wieder.

Silouette am Strand nach Sonnenuntergang

Tag 6: Bällebad und Luxusküche

Es regnet. Tja, was tun bei kleinem Zelt und Touri-Dorf, was ganz aufs Draußensein ausgelegt ist? Wir gehen wieder zum Hüpfburgen-Paradies. Das Bälle-Bad ist nämlich überdacht und mit meinem begeisterten Kletterer springen noch ein paar mehr Kinder juchzend in die bunten Bälle. Die Eltern sitzen gelangweilt am Rand, rufen immer mal was rein und warten.

Ich hab ein Buch dabei, werde aber den Drang nicht los, auch mal die Rutschen zu erklimmen und mich – wie damals als 8-Jährige im Höffner-Möbelhaus – zwischen den Bällen einzugraben.

Ein Vater rannte bereits begeistert seinem Kind hinterher, rutschte und bewarf sich mit Plastikbällen. Das kann ich auch! – denke ich und klettere mit rein. Erst will ich die besorgte Mama geben, die nur mal schnell schaut, ob alles ok ist. Dann sind wir beide aber so vertieft ins Versteckspielen zwischen den Bällen und Rutschen, dass jedes Alibi unnötig wird. Einfach mal wieder Kind sein!

Da ich nicht jeden Tag ins Restaurant rennen möchte, was beim kleinen Gourmet leider meist mit Pommes und Mayo endet, steht Kochen auf dem Zeltplatz an. Ich hatte ja ein falsches Kochset gekauft – siehe Teil 1 unserer Reise – und daher immernoch das Problem: Wie krieg ich die Nudeln warm?

Der Zeltplatzwart kann mir auch nicht sagen, wo ich eine Gaskatusche herkriege. Da mein Polnisch nicht vorhanden und seine Englisch-Kenntnisse eher basic sind, happert es etwas mit der Konverastion – bis ich ein spanisches Lernbuch neben ihm auf der Theke entdecke. Ich frage ihn auf spanisch, ob er schonmal in Spanien war. Ja, erzählt er, er hat ein paar Monate in Andalusien gearbeitet. Wir freuen uns, dass wir eine gemeinsame Sprache gefunden haben und er hat eine Idee.

Ein nichtbenutzter Elektroherd und ein Holztisch dienen uns kurz darauf als megatolle Freiluft-Küche. Den Elektroanschluss spendiert der freundliche Zeltplatzwart außerdem! Nudeln, wir kommen!

Frau vor zwei Kochtöpfen auf Campingplatz

Tag 7: Blöder Leuchtturm und geiles Eis

Immernoch Nieselregen. Ich beschließe, den Leuchtturm anzuschauen, der gleich im Nachbarort steht. Niechorze heißt das Fischerdorf und ist ähnlich aufgebaut wie unser Ferienort: Nippesbuden, eine Hauptpromenade, aber eben auch ein Leuchtturm.

Wir halten kurz davor, laufen um die Ecke und erstarren: Eine mindestens 30 Meter lange Menschenschlange wartet auf Einlass. Nö, das geben wir uns nicht.

Kurzerhand wird auf den Rummel nebendran gewechselt. Eine wackelige, winzige Achterbahn braust mehr schlecht als recht mit uns ein paar Runden. Meinem Sohn hat es dann aber vorallem das Trampolin angetan. Nicht so ein ganz einfaches, sondern diese Dinger, bei denen man in einer Art Klettergurt hängt und dann zusätzlich hochschnippst – Spiderman lässt grüßen!

Als wir zurückkommen, gibt es erstmal Eis: Schwarzes Kokoseis für die Mutti – echt lecker! Mein Sohn hat sich Schoki rausgesucht.

Tag 8: Ein gestrandeter Blauwal

Heute gehts wieder back on the road. Unser Urlaub neigt sich langsam dem Ende und wir wollen auf der Rücktour noch Kitafreunde besuchen.

Erstmal führt unsere Fahrt aber zu einem kleinen Freizeitpark, der mir schon auf der Hinfahrt aufgefallen ist: Im Dörfchen Rewal, nur ein paar Kilometer Wegstrecke von Pogorzelica entfernt, ragt ein großes Piratenschiff empor – mal wieder eine Hüpfburg, aber sie gehört zu einem kleinen süßen Freizeitpark, dem Park Wieloryba, der eine besondere Attraktion hat: Die Unterwasserwelt der Meere kann in Originalgröße bestaunt werden.

Vorallem die Tiere, Wale, Haie, Tintenfische und Delfine, blubbern munter am Wegesrand entlang: Vorbei geht es am riesigen Pottwal, weiter zu den Orcawalen und sogar ein 30-Meter langer, also originalgroßer Blauwal kann bestaunt werden und schießt immer mal wieder kühlende Wasserfontänen in den Himmel.

Voll ist es zwar, aber trotz der kleinen Größe des Parks verläuft es sich ganz gut. Besonders eine Attraktion findet der angehende Meeresforscher richtig toll: Die Haiabteilung. Neben Mako-, Tiger- und Hammerhai kann man in das Maul eines riesigen weißen Hais klettern. Der wird auf unzähligen Handyfotos zahlreicher Eltern verewigt – nicht auf meinem: ich hab keinen Akku mehr. Außerdem gruselts den Sohn so ganz allein im Haimaul – also schnell wieder raus.

Aber die Inszenierung der Haie ist cool gemacht: Aus einer Box ertönt die bekannte Musik aus dem Film „Der weiße Hai“ – wenn sich der Hai langsam und bedrohlich nähert. Mein Sohn und ich intonieren das gern mit „Tin, tin… tin, tin…tin, tin“ (immer schneller werdend) und schleichen uns dann, mit den Händen als Haiflosse über den Kopf, an den anderen ran – Gekreische, Gerenne, Gelache, „Nochmal!“ – Rufe vom Sohn. Jedenfalls müssen wir die Gruselmelodie bestimmt 6-Mal hintereinander hören und dabei um die Papp-Haie rennen, bevor es weitergehen kann.

Tag 9: Endlich bekannte Gesichter

Nachdem wir den vergangen Tag mit etwas entnervter Suche nach einem Campingplatz und zum Schluss doch noch bei wunderschönem Sonnenuntergang am Meer haben ausklingen lassen, beginnt unser vorletzter Ferientag auf einem kleinen Zeltplatz in Miedzywodzie.

Wir treffen uns am Strand mit einer befreundeten Kita-Familie, die hier urlauben. Mein Kind freut sich sehr: Endlich bekannte Gesichter und jemand zu spielen! Erstmal müssen wir uns aber mal wieder durch die Massen an Badegästen wühlen, um den verabredeten Standort zu finden.

Den Tag verbringen wir dann auch fast komplett am Strand mit Sandburgen bauen, Sand-Eis verkaufen, richtiges Eis essen und immer wieder planschen. Beide Kids haben viel Spaß zusammen und am Abend kochen wir noch was in der Ferienwohnung, bevor mein Sohn und ich gemütlich zu unserem Zelt schlendern und noch ein letztes Mal in diesem Sommer fast unter freiem Himmel schlafen.

Der erste Roadtrip war wunderbar und es gibt noch soviel zu entdecken in Polen! Ich freue mich schon auf die nächste, ungeplante Reise auf ins Abenteuer – und ich glaube, der Sohn ist ebenso voller Vorfreude auf den nächsten Sommer!

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