Roadtrip mit Mama 2019 – Teil 1

Kind wirft Steine ins Meer

Für unseren allerersten Roadtrip zu zweit sind wir an die polnische Ostsee gefahren. Nach neun Tagen voll Sonne, Hüpfburgen und Toben im Meer haben wir eine ganze Menge Neues voneinander gelernt. Ich wie immer mehr vom Sohn als umgekehrt. Vorallem: Ich habe ein ganz schön selbstständiges Kind! Was wir allen erlebt haben, gibt es hier zu lesen, unterleilt in 3 Häppchen, die je 3 Tage erzählen.

Während ich das hier schreibe, pladdert es draußen ordentlich vom Himmel. Die Sonnentage sind erstmal vorbei. Besser für die Erde ist es alle mal: Endlich Regen für die trockene Steppe rings umher!

Wir sind in unserem kleinen Bungalow, Familienbesitz seit den 1980ern, also ewig und genießen die Ruhe vor der Großstadt. Zwei Tage Berlin haben mir gereicht. Mein Sohn vermisst sein Kinderzimmer und vorallem das Spielzeug – ich mag gerade lieber wieder weg.

Mama und Sohn entdecken die Welt, äh … die polnische Ostsee

Das ist sicher auch ein Nachhall unseres ersten Roadtrips. Schon lange hatte ich mir überlegt, mit meinem Kind die Welt allein zu erkunden. Wir waren zwar schon unterwegs, aber immer mit oder zumindest bei Leuten. Reisen ganz allein – das habe ich viel in meinen Zwanzigern gemacht und dachte, mit Kind wird es schwieriger. Aber es war super.

Wir haben in der Nähe angefangen: Diesen Sommer wollte ich mir die polnische Ostseeküste mal genauer angucken. Ich war schonmal da, doch die Erinnerungen von der Abifahrt sind eher – sagen wir mal, lückenhaft.

Rangegangen bin ich wie bei allen meinen Roadtrips: Die Idee ist im Kopf, die Umsetzung eher spontan. Naja, diesmal habe ich mir zumindest etwas Ausrüstung zugelegt und hatte Glück, viel von Freunden geliehen zu bekommen. Ich wollte zelten.

Zwar eigentlich nicht so meins, aber da mein Sohn Höhlen bauen liebt und ich statt Isomatte eine richtig gemütliche 1,40 Matratze und unsere Decken samt Kissen von Zuhause im Auto verstaut hatte (gut, dass wir nur zu zweit waren, mehr Leute hätten gar nicht ins Auto gepasst), ging das echt gut. Ich habe lange nicht so erholsam geschlafen wie in den vergangenen Tagen.

Tag 1: Autofahren ist cool – zumindest mit Drachen

Los geht es natürlich mal wieder später als gedacht – wie immer bei uns oder zumindest mit mir als Mutter. Am 16. Juli erreichen wir am späten Nachmittag unser erstes Ziel: einen Campingplatz in Międzyzdroje (Misdroy). Den hatte ich vorher ganz geheimnisvoll und umständlich recherchiert: Suchmaske bei Google. Also hin da.

Die Autofahrt war entspannt: Erstens steht mein Sohn zum Glück aufs Rumsitzen und Rausgucken und Zweitens haben wir uns mit Hörspielen eingedeckt. Da gerade „Drachen zähmen leicht gemacht“ sehr beliebt ist, gab es davon mehrere Episoden aufs Ohr. Ich kann jetzt Raffnuss und Taffnuss nachsprechen und den Unterschied zwischen einem Zipper, dem Nadder und einem Gronkel erklären…

Kind am Strand mit Meer

Am Ziel angekommen habe ich erstmal das Zelt aufgebaut, was schonmal recht schnell und reibungslos lief und dann ging es zur Strandpromenade. Misdroy ist ein ziemlich touristischer Ort, zumal in den Sommerferien. Trotzdem war ich froh, am Meer zu sein und das Kind ist begeistert am Meer entlanggetollt bis zur langen Seebrücke – kein Murren, kein Stehenbleiben, nur fröhliches Geruchze beim Wegrennen vor den Wellen und Steine ins Wasser schmeißen.

Auf der Seebrücke können wir den ersten wunderschönen Sonnenuntergang sehen. Der erste Abend endet mit Pommes, etwas ratlosem Suchen und Finden des Weges zurück zum Zeltplatz und einem fertigen, aber zurfriedenen Kind, was lange und tief schläft.

Tag 2: Grenzerfahrung und große Überraschungen

Frisch aus dem Zelt geschlüpft, kommt die erste Ernüchterung: Das Campingkocher-Equipment, dass ich mir für die Reise zugelegt hatte, passt nicht. Kartusche zu groß für den eientlichen Kocher. Also kein Kaffee auf dem idylischen Waldboden. Naja, der Tag startet trotzdem gut, ich dusche recht entspannt, Sohn spielt dabei ein bisschen auf dem Spielplatz und Apfelsaft gibts auch.

Da wir so nah an Usedom dran sind, denke ich mir, die 15 Kilometer fahre ich da nochmal zurück und wir gucken uns die Insel an. Dass Googlemaps was von einer knappen Stunde Fahrt mit Auto schreibt, wundert mich zwar, aber wir fahren trotzdem los. In Swinemünde angekommen, werden wir vom Stadthafen weggeschickt.

Klar, man muss mit einer Fähre rüber, dass sind zirka 10 Minuten. Was ich nicht wusste: Nur Einwohner von Swinemünde dürfen mit der städtischen Fähre rüber. Alle anderen müssen etwas entfernt die Fährenauffahrt finden. Google schickt uns natürlich schnurstracks wieder dahin, wo wir herkamen. Also noch ne Extrarunde gedreht. Die Schlange der wartenden Autos ist mindestens einen halben Kilometer lang und es bewegt sich nichts.

Zwei Finger rahmen weit entferntes Boot auf Meer ein

Wir lassen das mit Fähre und Usedom und fahren zum Fort Gerharda, eine alte preußische Festungsanlage. Da ich gleich im Vorbeilaufen einen Schuss höre und knallen hasse – im Fort wird Militärgeschichte erzählt und mit einem Kanonenschuss auch akustisch nachempfunden – laufen wir schnurstracks zum nahegelegenen Leuchtturm.

Nach 280 Stufen, die wir mit Pausen, „Ich kann nich mehr!“-Rufen und ja, auch kurzem Tragen, schaffen, können wir über die Häfen und die Ostsee schauen. Die Boote sehen von hier ganz klein aus – megaspannend!

Auf dem Rückweg vom Fort finden wir einen schönen Strand und hängen da noch eine ganze Weile rum. Zurück beim Zelt möchte ich meinem Kind mal was richtiges zu essen bieten: Nudeln mit Soße! Immerhin habe ich Zwiebel und Mohrrüben dabei, so ist die Soße nicht ganz so „fertig“.

Mein Sohn springt schon in der Nähe des Spielplatzes aus dem Auto.Der ist eigentlich nichts besonderes und klein, aber er hat zwei Tunnelrutschen parat. Die Dinger sind gerade hoch im Kurs. Ich muss aber erst mal das Auto beim zelt parken, also weiter in den Wald. Er will partout nicht mit, also verabreden wir, dass er auf dem Spielplatz bleibt. Auch nach dem Ankommen ist er nicht davon wegzukriegen. „Ich möchte jetzt aber kochen. Wie machen wir das?“ „Du kochst und ich komme dann, wenn du fertig bist.“ „Weißt du, wo du hin musst?“ „Finde ich schon.“

Uns trennt eine kleine Kurve und zirka 200 Meter, ich halte vorsichtshalber die Ohren auf, ob ein markerschütterndes „Mamaaaa!“ durch die Wälder halt. Es kommt nichts. Auch kein Kind, dass es sich anders überlegt hat und doch mit kommt, immerhin drehe ich mich doch mehrfach um und warte! Beim Zelt borge ich mir von den Nachbarn einen Campingkocher und lege mit dem Gourmetabendbrot los.

Als die Nudeln fast fertig sind und immernoch nichts vom Kind zu hören ist, werde ich unruhig. Da steht er plötzlich völlig gelassen vor mir. Er hat den Weg ganz allein gefunden! Mein großes Kind! Da die Nudeln noch nicht durch sind, rennt er gleich wieder davon. Später dennieren wir noch zünftig auf dem Boden und schlafen wieder fertig ein.

Tag 3: Oh wie schön ist … das Stettiner Haff!

Gemütlich geht ein ziemlich vollgepackter Tag los: Dank der Kocherleihgabe unserer Nachbarn gibt es Kaffee für Mutti, ne entspannte Dusche und ein fröhliches Kind in der Tunnelrutsche. Das sammle ich dann gegen späten Vormittag ein und wir fahren in das Örtchen Lubin am Stettiner Haff.

Kind auf Wiese vor Stettiner Haff

Hier ist im Vergleich zum Trubel in Misdroy fast nichts los. Wir laufen an einer großen Kirche in einem sonst verschlafenen Örtchen vorbei und entdecken einen Aussichtspunkt: Für einen kleinen Eintritt (4 Zloti) kann man über das Stettiner Haff gucken und sich verköstigen.

Der Platz ist wirklich wunderschön: Von einem kleinen Berg überblicken wir das idyllisch gelegene ruhige Haff, ein kleines Stück „Brackwassergebiet“, kaum salzhaltig, zwischen der Ostsee und dem Festland mit allerlei Vogelarten, kurvig geschwungenen Böschungen und ruhigem Seegang. Das alles unter knallblauem Himmel. Wir verbringen viel Zeit mit Vögel und Boote beobachten und – natürlich – Eis essen!

Danach will ich mir noch den türkisenen See anschauen. Der künstlich angelegte Baggersee schimmert, wie der Name schon sagt, in tiefem Türkis und ist umgeben von Wald. Man kommt trotzdem schnell ran, nur ein paar hundert Meter vom Parkplatz und ein paar Stufen und schon kann man gucken. Gefällt mir mit lauffaulem Kind auch ganz gut, obwohl ich gern etwas länger gelaufen wäre. Es gibt noch eine zweite Option: nach 1,5 Kilometern kommt man zu einem Aussichtspunkt. Die Strecke haben wir aber wieder abgebrochen, mein Sohn war müde.

Kind guckt auf türkisenen See in Polen

Auf der Rückfahrt will ich einen schönen, entlegenen Strand suchen, finde aber einen Ausguck von den Klippen über die gesamte Ostsee. Ist mit Kind auch gut zu erreichen – man läuft zirka 500 Meter durch den Wald nach dem Parken (habe ich schon erwähnt, dass ich das Autofahren gerade echt bequem finde? Auch wenn ich den sportlichen Familien auf ihren Bikes etwas wehmütig nachschaue. Aber allein das limitierte Packen und ständige Mitschleppen von dem ganzen Campingzeug … Nee.)

Obwohl schon recht fertig, will das Kind trotzdem noch an den Strand. Da toben wir noch eine Weile und finden in der Tourimeile unser Ferienlieblingsspiel: Airhockey! Mit zwei runden Schlägern, die wie kleine Pfannen aussehen, wird ein Puck hin und her geschubst, angetrieben von Luft, die aus tausenden kleinen Löchern im Tisch durchströmt. Ziel ist es, den Puck ins Tor den Gegenüber zu schießen – Sohn hat viel Spaß, Mama auch!

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