Drachen zähmen leicht gemacht?

Dringendes Herbstanliegen dieses Jahr: Endlich mal aufs Drachenfest auf dem Tempelhofer Feld! Blöd nur, wenn das Kind schon vor dem eigentlichen Spektakel hundemüde ist. Aber zum Glück hab ich den Taschendrachen eingepackt!


Relativ pünktlich für unsere Verhältnisse, nämlich gegen 11, verlassen wir das Haus und treten eine kleine Weltreise an: in Berlin ist ja alles immer irgendwie weit weg. Als Berlinerin bin ich das zwar gewohnt, nerven tut’s trotzdem. Mit der Ubahn samt Roller, Kind und Freundin geht es zum Tempelhofer Feld, Neuköllner Seite. Gerade ausgestiegen, ist dem Kind weder nach Laufen noch nach Drachenfest zu Mute. Mein Sohn ist nörgelig und müde und will am liebsten ganz schnell nach Hause. Vorallem aber: getragen werden.

Also ab zum Flugfeld: Abwechselnd tragen wir mal Kind, mal Equipment und erreichen leicht fertig das Feld.

Wer noch nicht dort war: Der ehemalige Flughafen Tempelhof erstreckt sich auf 4 Quadratkilometern. Die einstigen Start- und Landebahnen verlaufen quer übers Feld von Neukölln bis Tempelhof und sind mit (mehr oder weniger) grünen Wiesen durchzogen. Ein Paradies für Skater, Fahrradfahrer, Kids auf Rollern und eigentlich alle, denn an einem schönen Tag tummeln sich hier Massen.

Drachen fliegen auf dem Tempelhofer Feld

Dumm nur, wenn man am falschen Ende startet. So wie wir. Auf der Neuköllner Seite stehend sehen wir in 2 Kilometer Entfernung die Drachen steigen. Tja. Zum Glück war eine Freundin mit ihrer Tochter und großem Fahrradanhänger unterwegs und hat uns eingesammelt.
Ihr Kind, ebenfalls müde, hat keinen Bock auf einen Nachbarn, muss aber Platz machen. Ich kann nicht mehr tragen – Mein Kind nimmt natürlich gern und bräsig die Sitzfläche ein. Ein Kind zufrieden, das andere am weinen, aber irgendwann kommen wir trotzdem auf der anderen Seite an. Mit den fliegenden Drachen um uns herum wächst auch langsam die Laune.

Eine dritte Mutti gesellt sich dazu, die hungige Meute wird erstmal mit Nahrung versorgt und schon ist die Stimmung nochmal um Einiges besser! Endlich Drachen gucken und  sogar laufend! An jeder Hand ein Kind mache ich mich auf zum Absperrzaun. Dahinter: Mehrere Meter lange Superhelden, Igel, Einhörner, die im Wettbewerb am Himmel tanzen. Die offiziellen Aussteller zeigen ihre Prachtstücke. Sogar Schneewittchen samt den sieben Zwergen segelt durch die Luft!

Kinder beobachten Drachen

Der eigentliche Spaß beginnt aber erst, wenn man den eigenen Drachen auspackt. Viele Flugobjekte gibts dort natürlich an den konsum-günstig postierten Buden neben Pommes, Bratwurst und den üblichen Jahrmarkt-Verdächtigen zu kaufen. Wir haben aber unseren eigenen dabei. Ein Taschendrachen von Tschibo für ungefähr 3 Euro.
Dementsprechend fliegt er anfangs auch beziehungsweise nicht. Ich bin erstmal enttäuscht, mich neben den ganzen rennenden Eltern nicht auch mit anspruchsvollem Flugobejekt präsentieren zu können.
Irgendwann finde ich heraus: Ich hatte das Ding einfach falsch herum gehalten! Begeistert renne ich mit dem über mir schwebenden Drachen über das Feld – soweit das möglich war, ohne über Schnüre zu stoplern oder sich zu verheddern. Er schafft zwar nur ein paar Sekunden, aber immerhin! Ja, ich gestatte sogar irgendwann meinem aufgeregten Kind mal, den Drachen zu halten… Findet er gut! Auch wenn der Drachen mehr Bekanntschaft mit dem Boden macht als mit der Luft. Macht nix.

Wir hatten auf jeden Fall einen grandiosen Herbstspaß und werden diesen Herbst sicher noch über einige Berge rennen, einen roten Piraten-Papagei-Drachen hinter uns herschleifend.
Nächtes Jahr auch gern wieder auf dem Flugfeld, aber vielleicht doch auf der Neuköllner Seite… Mehr Platz und die Drachen sieht man auch von da hinten.

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