Die wachsen ja so schnell…

und ich habe noch einiges zu lernen…

Vor kurzem haben wir in der Kita das Fotoalbum meines Sohnes angeguckt. Da ist soviel passiert in den letzten Jahren. Und an vieles kann ich mich nicht mehr genau erinnern.

Gerade jetzt, wenn die Tage echt ungemütlich sind, denke ich ab und zu nach über alles, was so passiert ist. Für eine tiefgreifende Reflektion nehme ich mir nicht soviel Zeit, wie ich sie bräuchte, aber einiges fällt schon auf.

Wie klein der war!

Neulich in der Kita zum Beispiel: Beim Lichterfest wollte mein Sohn mit mir durch sein Fotoalbum blättern – jedes Kind bekommt dort ein Eigenes. Es werden Entwicklungsschritte festgehalten, kleine Kunstwerke eingeklebt und Ankedoten und coole Aussprüche zitiert. Tolle Sache, so ein Album, aber ich merke ganz deutlich, wie viel ich schon wieder vergessen habe.

Vorallem die Fotos zeigen das überdeutlich: Was? So kurze Haare hatte er mal? Und wie klein er war! Zusammengerollt liegt er in seinem Kitabettchen beim Mittagsschlaf, die Knie rangezogen auf dem Bauch, Nuckel ist etwas weggerutscht… Nuckel? Mittagsschlaf? Das ist gefühlt Lichtjahre her!

Momentan erzählt mein Kind sehr viel und wir sind auch in einer etwas anstrengenden Phase, das hat aber vorallem mit mir zu tun. Viel Ungeduld und gleichzeitige Trödelei meinerseits können auch kein gutes Vorbild sein. Ich komme schwer aus meinem Trott des Unzufriedenseins.

Die ewig unzufriedene Mama

Ewig faulenzen, lange frühstücken, aufräumen (ich) und spielen (Sohn) und ewig spät erst rauskommen machen mich mürbe im Kopf. Ich will gern eine „gute“ Mutter sein, was in meiner Vorstellung bedeutet, früh rauszugehen, alles für das Mittagessen vrobereitet zu haben, regelmäßige Ausflüge in die Natur zu machen und einfach eine etwas festere Struktur zu haben.

Die fehlt vor allem mir, mein Sohn mag das Gemütliche, wobei ich auch vermute, dass es eben das ist, was er von mir vorgelebt bekommen hat. Würde ich jeden Samstag Punkt 9 im Wald stehen, könnte er das Riechen der Waldluft vermutlich kaum erwarten, wenn es mal einen Samstag nicht so wäre. Die Sehnsucht nach draußen alias Natur ist ja auch nicht neu….

Balance finden: Immernoch mein großes Thema

Gleichzeitig überfordere ich mein Kind dann mit mehreren Aktionen: Noch ins Museum, dann Kochen bei Freunden und am Sonntag auch wieder mehrere Programmpunkte. Findet er eine Zeitlang lustig, dann ist aber auch wieder Pause angesagt. Die setzt er mir, indem die Stimmung angespannt ist oder er anfällig oder gleich richtig krank wird. Das ist doof.

Die Ausgeglichenheit in Person bin ich leider gar nicht. Und war es auch noch nie. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, muss das bitte irgendwann so stattfinden, sonst werde ich ungemütlich. Ermahnen, nörgeln, Genervt: „Muss ich dir alles 85-Mal sagen?!“ rufen, auch laut werden. Das alles habe ich bei mir beobachtet und es ist nicht schön.

Als Mutter wurde mir meine eigene Gereiztheit nochmal viel deutlicher und unangenehmer bewusst. 24h für jemanden da sein, ohne mal einfach seins zu machen, spazieren gehen ohne Stunden auf dem Spielplatz zu verbringen, in den Wald gehen ohne nach 5 Minuten hektisch mit irgendetwas Essbarem zu wedeln, damit das Kind noch 5 Schritte weiterläuft und wir dann „endlich“ Picknick machen.

Jede Phase ein eigenes Limit

Die Babyphase meines Sohnes war an sich nicht so anstrengend, da er – rückblickend betrachtet – echt ein entspanntes Baby war. Aber auch da hat mich das Neue anfangs sehr gefordert, dieses Körperabgeben, erst durch die Schwangerschaft, dann durch das Stillen, dieses Rumhängen auf der Couch und sich vollkommen erschöpft fühlen, obwohl man „nichts“ gemacht hat. (Wenn man das permanente Alle-2-Stunden-wach-sein und das Stillen an sich mal ausklammert).

An der Kleinkindphase haben uns beide die Weinattacken meines Kindes, dieses etwas Wollen und sich nicht klar ausdrücken können, ganz schön aufgerieben. Auch sein Trotz und das Kundgeben seiner eigenen Bedürfnisse – immer getragen werden wollen, sein eigenes Tempo angeben – haben mich, zugegebenermaßen – oft an meine Grenzen gebracht.

Ich bin ein egoistischer Mensch

Wenn ich keine Pausen nur für mich habe, bin ich gereizt und anstrengend. Da mein Sohn allein mit mir lebt, muss er auch diese Phasen miterleben. Daher bin ich sehr dankbar, für ein Familie, die mir auch Zeit für mich gibt und mit der mein Sohn sehr gern Zeit verbringt.

Der Lerneffekt stellt sich bei mir manchmal ein und ich liebe es, wie gut wir diskutieren und uns jetzt austauschen können. Das letzte Jahr zwischen 4 und 5 war ein wahnsinniger Entwicklungsschritt für meinen Sohn – und auch für mich. Er kommunziert so klar und vielschichtig, was er gerade wahrnimmt und was toll oder eben nicht ok ist, dass es mich manchmal sprachlos macht. „Mama, lass mal meine Worte in deinem Kopf.“ hat er neulich gesagt und damit hat er vollkommen Recht: Was da alles an Klugheit und Weisheit aus diesem Kind raussprudelt: Es ist der Wahnsinn!

Gemeinsam wachsen

Ich bin jedenfalls unglaublich stolz, seine Mama sein zu dürfen. Aber es gibt noch einiges an mir, das ich noch mehr sehen, annehmen, vertiefen und ändern möchte. Es ist halt ein langer Weg, aber ich bin froh, ihn als Mutter zu gehen. Ich denke, ohne das Muttersein hätte ich vieles einfach weiter ignoriert und so auch meine eigene Weiterentwicklung verhindert.

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