Dit war 2021 … Mamasein und andere Katastrophen

Ist Mamasein eine Katastrophe? Manchmal hatte ich in diesem Jahr das Gefühl. Zumindest ich von mir selbst. Ich war eine Katastrophe als Mutter, nicht das Mamasein an sich. Das schlaucht, ist anstrengend, dann wieder unglaublich bereichernd und wunderschön. Wir haben in diesem Jahr 2021 auch einen Meilenstein gefeiert: Ich bin jetzt Schulkind-Mutti. Das sorgt für Freude. Und Frustration.

Hier war es lange ruhig. Arbeiten, Verlieben, Entlieben, Verreisen, Zurückkommen und zwischendurch immer wieder ankommen wollen – das alles hat mich ganz schön geschlaucht. Und mich lange wortlos gemacht. Obwohl oder gerade weil ich seit 2 Jahren mit Worten unseren Lebensunterhalt verdiene. Das macht mich ganz froh und hat uns gut durch Corona gebracht. Nichts zu meckern also? Doch, ein bisschen was zum Meckern ist ja irgendwie immer da. Dieses Jahr 2021 verlasse ich seltsam lethargisch.

Gar nicht so voller Vorfreude und Zielen wie letztes Jahr. Da hatte ich sogar fleißig die Rauhnächte zelebriert. Jeder der 12 Tage zwischen dem 24.12. und 6.1. wird einem Monat im neuen Jahr gewidmet. Gleichzeitig geht es ums Loslassen, neu ausrichten, Kraft tanken für neue Vorhaben. War schön. Aber dieses Jahr liegt mein Rauhnächte-Buch rum, die extra besorgten Kräuter zum Räuchern haben keine Aufgabe und ich will eigentlich nur eins: Auf der Couch gammeln und glotzen. Vorzugsweise eine gewisse, gaaanz unbekannte Verfilmung über dieses Zauberer-Typen mit Blitznarbe. Wenn schon keine Real Life Magic, dann halt auf dem Bildschirm. So der aktuelle Zustand.

Oldie, aber kein Goldie

In diesem Jahr als Mama war vieles neu, manches leider altbekannt für mich. Der Sohn wird immer größer. Und ich vergesse immer mehr, wie er als Baby und Kleinkind war. Ein „richtiges“ Menschlein mit eigenem Kopf, der mit meinen Vorstellungen dieses Jahr mehr zusammen geprasselt ist, als in den Jahren davor. Wackelzahn-Pubertät nennt man das wohl. Ich nehme unsere Streitereien eher als Kampf mit mir selbst wahr, in denen ich mit schöner Regelmäßigkeit gegen mein eigenes Gebot verstoße: „Du sollst nicht rumschreien.“ Bücher, Elternkurse, Gespräche – ich bin defintiv der Meinung, dass ich für alles, was sich für mich als Mutter bei mir selbst nicht stimmig anfühlt, Lösungen suche.

Aber manchmal hake ich einfach aus. Und der Sohn muss mein Gemaule und Lautwerden ertragen. Dieses Jahr hatten wir viel mit seinem Bedürfnis nach Freiraum und gleichzeitiger Nähe und meinem Wunsch nach Ordnung, mehr Mithilfe seinerseits und Respekt zu tun. Ich habe definitv noch alte Machtgefälle in mir, nach denen die Eltern was zu sagen haben und Kinder hören. Passt so definitv nicht zu dem, was meine Überzeugung ist. Aber das ein Mindestmaß an gegenseitigem Respekt da sein sollte, davon bin ich nach wie vor überzeugt. Daran hat es gefehlt. Von meiner Seite, wenn ich Dinge von meinem Sohn erwarte, die ich einfach nicht rechtzeitig zur Sprache gebracht habe wie Tisch mit decken oder abräumen, nicht immer bis zum Nachmittag brauchen, bis man an freien Tagen aus dem Haus kommt und ja – egoistisch, aber wahr – mehr Dankbarkeit.

Ich habe mich Sätze sagen gehört wie „Du kannst froh sein, was du alles hast!“ und das Thema Schuld war ein großes. Meine Schuld, deine Schuld. Es ist von niemandem die Schuld sage ich zu ihm. Und denke: „Aber wenn du nicht so rumgetrödelt hättest …“ Tja, und leider – und darauf bin ich nicht stolz – sage ich auch sowas zu ihm dann auch. Ich habe mich in diesem Jahr viel bei meinem Sohn entschuldigt. Um beim nächsten Mal wieder rumzubrüllen, statt behutsam mein Anliegen vorzubringen und eine gemeinsame Lösung zu finden.

Disziplin und so…

Ich fand ihn als startendes Schulkind unglaublich sensibel und zart, schutzsuchend, nochmal mich brauchend. „Mama, ich will nicht in die Schule, weil dann kann ich nicht bei dir sein.“ war wohl einer der anrührendsten Sätze. Gleichzeitig das komplette Gegenbild mit Streiterein, in denen er seine Wut auf mich nicht anders ausdrücken kann als mit hauen. Oder wüsten Beschimpfungen. „Ich wünschte, du wärst nicht mehr da.“ war da wohl eine der Schmerzhaftesten. So ein kleiner Mensch und so ein großes Unrechtsgefühl. Teilweise habe ich ihn verstanden in seiner Not, sich sicht- und hörbar zu machen. Teilweise habe ich mich aber auch oft gefragt: „Was läuft hier schief? Und was habe ich als Mutter falsch gemacht?“

Wir sind weiter auf einem Weg, dass das besser läuft. Haben schon ein Plakat gemalt mit Dingen, die wir nicht mehr wollen. Mein Rumbrüllen, sein Hauen. Er hat die Bilder dazu gemalt und jetzt erinnern wir uns gegenseitig an unsere Regeln. Trotzdem bleibt es herausfordernd. Und ich wünsche mir für das neue Jahr vor allem, dass ich ihm die Unterstützung bin, die er braucht. Klar, dass heißt einerseits mehr Gelassenheit. Aber andererseits sehe ich mich auch beim Mamasein mit meinem Lieblings-Würg-Thema konfrontiert: Disziplin.

Ohne die kommt halt auch nix wirklich ins Rollen. In einer netteren Form kann man die auch als „Dranbleiben“ beschreiben. Ich bleib dran an meinem Versprechen, ihm die Struktur, Aufmerksamkeit und Liebe zu geben, die er jetzt braucht. Heißt eben auch, ihn zu seinem Dranbleiben zu motivieren. Denn Schule macht eben nicht immer Spaß. Und ich bin eine viel ungeduldigere Schulkind-Mutter, als ich dachte. Mit entspannter, ermunternder Miene neben dem entweder sich selbst ablenkenden oder verzweifelt aufgebenden Kind sitzen, um Ma-me, Pa-pe, Pe-pe schreiben und lesen zu üben? Keine meiner Lieblingsbeschäftigungen!

Aber Zahlen kann und liebt er. Die widerrum mit mir zu üben hat damals meinen Opa an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht. Ich denke da nur an Malfolgen. 6 X 7 ist mir bis heute ein Graus. Aber hey, Matheabi mit 10 Punkten! Das war sicher auch Opas Durchhaltevermögen mit mir zu verdanken.

Ein guter Weg

Trotzdem glaube ich, dass wie die Phase zusammen gut schaffen und gemeinsam daran wachsen. An den Herausforderungen, die die Schule eben mitbingt. Am Umgang miteinander. An unserer Mama-Sohn-Beziehung. Ich wünsche mir für uns in 2022, dass wir eine gute Ebene finden, um uns auch im Streit respekt- und liebevoll zu begegnen. Denn das zu sagen, ist das eine. Das im Gebahren während des Streits aber auch bezubehalten, eine völlig andere. Ich möchte, dass er lernt, dass Streiten und Auseinandersetzungen zu jeder Beziehung dazu gehören. Aber das wie entscheidend ist.

Für mich selbst habe ich 2021 nochmal entdeckt, wie sehr mich köperlicher Ausdruck durch Tanz und der Austausch mit anderen Stärken. Das ist während Corona völlig abhanden gekommen. Das neue Jahr wird es weiter um intensiven Austausch mit mir und meiner Rolle als Mutter gehen. Aber auch, was ich noch sein möchte in diesem Leben. Klingt jetzt irgendwie ganz schön hochtrabend… Darauf erstmal einen Film!

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