Mama, Kind, Corona

Drei Hände mit lackierten Nägeön

Woche 6 allein mit dem Sohn zu Hause im Home-Office ist nun rum. Ich bin einfach nur durch und gerade dankbar für die Kita-Notbetreuung. Bisheriges Fazit?

Mein Sohn und ich, ich und mein Sohn

6 Wochen haben wir uns jetzt intensiv. Und trotzdem kommt es mir gerade so vor, als leben wir auch gerade viel nebeneinander her. Er spielt in seinem Zimmer, ich bin am arbeiten, er glotzt was, ich sitze im Video-Meeting, er will toben, ich bin gernervt. Irgendwie geht gerade nichts so richtig gut zusammen.

Zuerst habe ich die Zeit als echt schön empfunden. Wir haben gemeinsam ein Kinder-Kochbuch durchgeguckt, fleißig Zettel reingeheftet,was wir jetzt so die nächsten Tage zum Mittag ausprobieren wollen und sogar zusammen gekocht. Backen, öfters mal Pausen vom Arbeiten, um eine Runde Lotti Karotti zu spielen, selbst rausgehen vor dem ersten Zoom-Meeting hat ein paar Tage hintereinander geklappt.

Ich kam mir schön motiviert vor: Yoga morgens, Plan für den Tag, rausgehen, kochen, arbeiten, liebevolle Mutti sein – ich pack das. Wir haben ja jetzt so viel Zeit füreinander und da werden wir nochmal so richtig zusammen wachsen.

Mama aus der Sohn-Perspektive

Mama nebenher

Irgendwann ging mir aber der Spagat zwischen zu Hause arbeiten und Mama sein ordentlich auf den Sack. So richtig gerecht konnte ich keinem von beiden „Jobs“ werden, wobei ich gefühlt mehr gearbeitet habe als mamamäßig präsent zu sein.

Das Muttersein lief irgendwie mit, passierte, verbunden mit Streitereien, ewig wach bleiben (Kind) und mir, die entweder a) irgendwann mit eingeschlafen ist oder b) einfach nur noch genervt nach einer „Mama-Zeit“ gelechzt hat: Alleinsein, was für mich machen, durchatmen, klarkommen.

Dazu haben die Diskussionen wegen Kleinigkeiten zugenommen. Und mit unseren Machtkämpfen darum, wer überhaupt wann was entscheidet, hatten wir auch vor Corona gut zu tun. Das wurde jetzt nur noch anstrengender.

Handy-Exzess und schlechte Stimmung

Statt mir bewusst Zeit für mich zu nehmen am Abend, habe ich – wenn ich nicht gerade mit eingeschlafen bin – ewig auf meinem Handy rumgescrollt. Eine nervige und meist komplett unsinnige Beschäftigung. Schade um die schöne Zeit! Gern nutzte ich das Ding zum Prokastinieren – noch was für mich tun? Ach gleich… Lieber erstmal tausend Posts auf facebook und instagram suchten.

Im Lauf der vergangenen zwei Wochen wurde ich zunehmend gereizter und habe die Strukturen fallen lassen. Der Sohn mag nicht raus, obwohl ich die Sonne so dringend brauche? Ok, dann drinnen bleiben und später raus… Ich habe einfach keine Kraft mehr gehabt für Kämpfe, Diskussionen und harte Verhandlungen. Dass die immer häufiger wurden ist klar. Schließlich hat mein Kind überhaupt nicht mehr die Exklusiv-Zeiten bekommen, die er braucht.

Sohn hat die Kamera während Corona für sich entdeckt.

Zufrieden bin ich, wenn wir draußen sind. Am See, im Wald, im Park. Steht mein Sohn erstmal nicht drauf, wenn wir dann da sind, ist es ganz okay für ihn. Vor allem am Wasser. Da kann man schön Steine reinschmeißen, sich selbst im Weitwurf testen und mit den Füßen im kalten Wasser waten.

Ich habe in den 6 Wochen auf jeden Fall gemerkt, dass ich noch viel bewusster Zeit für mich brauche: Für eigene Projekte, Freunde sehen und mehr Dinge machen, die mir gut tun. Ja, da gehört auch ganz klischeehaft Yoga dazu. Meditation wäre auch was, aber dafür muss ich erstmal das Handy weglegen und mich tatsächlich auf mich einlassen… Puh! Aber Yoga fühlt sich schonmal gut an – auch, wenn es nur 10 Minuten sind. Mehr davon! Außerdem mehr draußen sein. Das geht auch mit Abstand.

Und was ist mit der Mutter-Kind-Beziehung? Die braucht Ruhe und mehr Aufmerksamkeit. Mehr Bewusstsein meinerseits für die schönen, kleinen Momente. Wenn er zum Beispiel abends nochmal ankommt und selbst aufgenommen Lieder präsentiert. Oder wenn er einen seiner klugen Sätze raushaut. Oder auch einfach nur zu meinem erneuten Aufreger über das Chaos im Zimmer meint: „Aber Mama, das hast du doch vorher auch schon gesehen.“ Recht hat er. Weniger aufregen und mehr Gelassenheit sind auf jeden Fall meine Ziele für die Zeit ab jetzt!

Und was ist mein Corona-Fazit bisher? Kein Konkretes. Außer, dass wir Alleinerziehenden das auch noch rocken, wenn wir müssen. Dass es ohne Hilfe nicht geht. Dass ich einen wunderbaren, klugen witzigen Sohn habe und jeden Tag soviel von und mit ihm lerne. Und dass mich das Muttersein manchmal echt fertig macht.

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