Just do it! – Ja, vielleicht morgen…

Ein schmaler Gang führt zwischen zwei Häusern entlang.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Du hast nur ein Leben. Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum! Just do it! Boa, diese Kalendersprüche gehen mir echt auf den Sack. Sie machen Druck, die unausgelebten Träume endlich anzugehen. Und so abgedroschen sie sind: Leider steckt auch eine große Wahrheit drin.

1000 Ideen und nur 24 Stunden

Ja, wir haben nur ein Leben und da soll möglichst alles rein: von der großen Liebe, über die Job-Erfüllung und ganz wichtig ist natürlich die Selbstverwirklichung: Kreativ sein, sich ausleben, verrückt sein! Boah! Glitzer! Sprudel! Show! Ja, geil. Will ich auch! Nur fällt mir das Realisieren eigener Ideen im Alltag oft unglaublich schwer und ist doch aber so dringend notwendig. Das merke ich immer deutlicher.

Wo anfangen, wenn es 1000 Projekte gibt? Mich nervt ja schon der Blick in irgendwelche Ratgeber oder Carpe-Diem-Pseudo-Motivatoren, wenn es darum geht, in die eigene Bewegung zu kommen. Natürlich muss man anfangen.

Mein „Dran-Bleiben“ Projektplaner liegt allerdings mittlerweile wieder im Schrank, nachdem ich drei traurige Seiten ausgefüllt und mein Ziel natürlich nicht erreicht habe.

Ich habe zwei Jobs

Woran liegt das? Da ist natürlich das Fertigsein nach gefühlt zwei Jobs: Erst der, der das Geld bringt, dann das Mama-Sein. Abends gammel ich gern einfach rum und vertue meine Zeit mit dämliche Videos auf Youtube oder scrolling durch Facebook. Das ist eine Sucht. Aber viel eher ist es wohl die Flucht davor, meine Ziele tatsächlich mal anzupacken.

Und die Liste ist lang: Da will soviel produziert und aufgearbeitet werden, dass es mir oft einfacher fällt, meinem Schweinehund nachzugeben und mit dem Handy vor dem Kopf zu entfliehen in Welten, wo andere Leute schon oft genug die Dinge getan haben, die mir noch vorschweben.

Wieso also überhaupt anfangen, wenn es andere schon viel besser können? Weil mir was fehlt. Und dieses nicht Vorhandensein meines eigenen Projektes stimmt mich gerade immer unglücklicher.

Ich, ein Vorbild?

Wenn ich mal wieder mit Sohnemann auf dessen 90 Zentimeter breitem Bett eingepennt bin – in Klamotten! Ohne Zähneputzen! (Also ich. Das Kind natürlich nicht, manches in meinem „Job 2“ mache ich ja schließlich gut…) – dann schrecke ich zu irgendwelchen Nachtzeiten hoch und versuche, diese dann zu nutzen. Es ist dann spontan, überdreht, geht bis morgens und entzieht mir Energie für den Tag.

Besser wäre, gleich ran, sobald das Kind die Augen zu hat. Aber da kommt der Schweinehund um die Ecke. Und das Bedürfnis nach Ruhe. „Schlafen kannst du, wenn du tot bist!“ reiht sich meine rebellische Stimme in den Kanon der bekloppten Motivationssprüche ein. Meist komme ich aber nicht weiter als bis zum nächsten Facebook-Eintrag oder Boulevard-Artikel. Traurig für mein Hirn und für mich sowieso.

Struktur und Planung sind das halbe Leben. Und diesen beiden bin ich mindestens schon genauso lang entflohen. Wenn ich so weiter mache, überträgt sich dieses Rumgefaule noch aufs Kind. Erst gestern hat er folgendes verkündet:

„Weißt du, wenn ich groß bin, dann möchte ich… (bedeutsame Pause) … Nö, dann möchte ich gar nischt sein. Kein Pilot und kein Auto fahren, kein Hubschrauber fliegen. Weißt du, warum? Weil mir das zu anstrengend ist.“

Mmh. Als Mutter will ich natürlich, dass mein Sohn seine wahren Leidenschaften und Begabungen möglichst früh entdeckt und ab einem gewissen Alter den Arsch in der Hose hat, diesen auch nachzugehen, mit allem, was das an Zeit, Kraft, Mut und natürlich Dranbleiben bedeutet. Aber da muss die Mama auch mit gutem Beispiel voran gehen.

Aber jetzt geh ich erstmal etwas Schlaf nachholen. Natürlich ist dieser Gedankengang auch nachts entstanden, nachdem ich mir befohlen habe, vom Bett meines Sohnes aufzustehen und mich an den Schreibtisch zu begeben. War hart, aber der Sonnenaufgang hat sich gelohnt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert