Mama will feiern!

Mama auf Party auf einer katze sitzend

Mit Kind ist man ruhiger und blickt gelassen auf die wilden Zeiten zurück? Von wegen! Diese dumme Angst, was zu verpassen, hat mich fett im Griff: Mama will wieder feiern gehen!

Es begann alles mit 14. ich lag wach im Bett, die Jugendweihe war vorbei und ich hatte den mega Plan! Der Wecker war gestellt. Auf 3 Uhr morgens. Meine Cousine und ich würden aus dem Bett springen, uns aus der Wohnung schleichen und so richtig einen drauf machen! Nachts! Um 3! In Pankow.

Wo an dieser Stelle krasse Jugendstories à la „Mein erstes Mal im Berghain“ oder „Ich war schon im Kit Kat, da hattest du noch Windeln an! (Oder auch wieder?!) beginnen, kann ich zu diesem legendären Abend nur eins sagen: Der Wecker bimmelte, ich schaltete ihn aus, meine Cousine und ich schauten und kurz an, nickten uns zu, legten uns wieder hin und schliefen brav bis zum nächsten Morgen. Tja, so richtig krass jugendlich wild war ich trotz vollzogener Jugendweihe dann doch nicht.

Die Gier blieb aber: Natürlich wollte ich zu den Coolsten gehören, auf den wildesten Parties dabei sein und mit Erfahrungen prahlen, von denen andere noch nicht mal träumen! Ich schaffte es bis auf die Toilette vom Matrix und blieb dort 2 Stunden über der Kloschüssel hängen. Klar habe ich viel erlebt und Nächte durchtanzt – Ich bin in Berlin groß geworden! – Aber das Gefühl, irgendwie immer noch einen drauf setzen zu wollen, das Ganze nicht bis zum Ende aufgesogen zu haben – trieb mich immer an.

Ich wollte die Nacht im Haar haben und will es immer noch.

Diese Angst, was zu verpassen, hatte ich eigentlich schon immer. Und sie nervt! – FOMO (fear of missing out) heißt das Ganze und ist eigentlich erst seit dem Social-Media-Wahn und dem ständigen Up-To-date sein dank Smartphone ein etablierter Begriff. Ich finde es ja schön, dass meine anstrengende Sehnsucht nach Umtriebigkeit jetzt einen Namen hat – da war sie schon seit jener Nacht mit 14 – und ich hatte nichtmal ein Handy! (Sonst hätte ich wahrscheinlich schnell geschnallt, dass Pankow um 3 Uhr nachts nicht unbedingt der Place-to-be ist…)

Früher, vor dem Muttersein, war meine Vorstellung vom Mama-Sein: Da ist man voll angekommen und mit dem Feiern durch. Hat alles mitgemacht und lehnt sich jetzt entspannt – das Kind sanft auf und ab wippend – mit wissendem Gesicht zurück, froh über den ruhigen Abend, der vor einem liegt.

Nö, es ist immer noch nicht besser. Ich bin neidisch auf Partyberichte und ärgere mich wochenlang, wenn ich meinen kinderfreien Abend nicht an diesem endgeilen Rave teilgenommen habe, von dem jetzt alle reden – da hätte Mama doch auch feiern gehen können! Dass ich den Abend beim Cocktail mit einer guten Freundin oder zu Hause mit einem guten Film verbracht habe, kann ich nicht schätzen, sondern ärgere mich über fehlendes Ausrasten. Ich renne in den nächsten Club, freue mich und tanze ein paar Stunden, um am nächsten Tag ziemlich fertig trotzdem die fitte Spielplatz-Mama zu performen.

Das zehrt an den Nerven, nicht nur an meinen. Auch meinen Freunden gehe ich mit meinem Geheule auf den Sack. Aber: Ich bin nicht durch mit dem Feiern. Ich will mehr davon. Wieder mehr. In den Zwanzigern hatte ich geglaubt, es gibt ein Limit, wann das mal aufhört, dieses Sich-Sehnen nach dem Nachtleben. Aber nach vier Jahren Mamasein ist das Feiern auf der Strecke geblieben und ich merke, dass das nachgeholt werden will. Sicher nicht mit der selben Heftigkeit, aber gerade ist mir nach einer wilden Nacht tanzen ohne an morgen denken zu müssen.

Ich finde, diese Art von Freiheitsgefühl darf und soll da sein und ist gerade als Mama immens wichtig. Aber auch krass anstrengend. Denn alles kann ich nicht nachholen. Das Friedenschließen mit Nächten, die ich nicht mehr zurück holen kann, fällt mir gerade extrem schwer. Ich hoffe, das kriege ich in den Griff – nach der nächsten Party!

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